Unser Segeltörn von Dublin nach Portsmouth im August 1998
Samstag, den 22. August 1998
Heute sollte sie endlich losgehen, die Reise, die ich zu meinem 50. Geburtstag von Ralf geschenkt bekommen habe.
Gegen 9.30 Uhr ging es mit der S-Bahn nach Düsseldorf und pünktlich um 13.40 Uhr startete der Lufthansa-Flug nach Berlin-Tegel. Ralf hatte ausgesprochen interessante Typen neben sich sitzen, mit denen er auch gleich eine Unterhaltung begann. Hierbei stellte sich heraus, daß es sich dabei um Mitglieder der Gruppe „Hot Chocolate“ handelte, die auf dem Weg zu einem Konzert in Ostdeutschland waren.
Nach mehr als 2 ½ Stunden Wartezeit in Berlin-Tegel ging es dann endlich weiter nach Dublin. Bei unserer Ankunft gegen 18.30 Uhr in
D u b l i n
waren wir überrascht. Das Wetter war freundlich und die Temperaturen nicht anders als in Deutschland, und dabei hatten wir uns eigentlich auf kühleres und feuchteres Wetter eingestellt. Aber so kann man sich täuschen.
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Dublin ist Hauptstadt und Haupthafen der Republik Irland. Sie liegt an der Ostküste und hat 545.000 Einwohner. Brauereien, Brennereien Leichtindustrie und Werften haben sich hier niedergelassen.
Nach Verlassen des Flughafens ging es erst einmal mit einem Linienbus in die Innenstadt. Das Hotel, in dem wir für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer hatten reservieren lassen, befand sich jedoch nicht in der City, sondern in Dun Laoghaire, einem Vorort von Dublin. Einige junge Damen aus dem Bus, die Ralf bereits während der Fahrt gefragt hat, zeigten uns anschließend die DART-S-Bahn-Station, von der aus wir mit dem Zug weiterfahren mußten.
Während der Zugfahrt sahen wir in der Ferne bereits die vielen Masten der im Hafen liegenden Segelschiffe.
Nach ca. einer halben Stunde hatten wir Dun Laoghaire erreicht und von hier aus war es nur noch ein kleiner Spaziergang bis zum „Royal Marine Hotel“. Wir staunten nicht schlecht, als wir es sahen. Es war ein richtig vornehmes Luxushotel.

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Das Zimmer glich einer Suite mit einem keinen Flur, einer Sitzecke und - etwas abgetrennt - einem Schlafraum.
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...das Bad.
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Nun hatten wir nur noch einen Wunsch, den wir auch gleich in die Tat umsetzten: Wir begaben uns in einen irischen Pub und probierten und genossen erstmals ein oder auch zwei Guiness.
Gegen 23.30 Uhr war für uns dann Schlafenszeit.
Sonntag, den 23. August 1998
Heute entsprach das Wetter ganz meinen Vorstellungen von Irland. Der Himmel war eintönig grau und es regnete.
Nach einem guten Frühstück im Hotel begaben wir uns - mit Regenjacken bekleidet - zur DART-S-Bahn-Station und fuhren nach Dublin. Der Zug war sehr gut besetzt und fast alle stiegen an der Station in der Nähe des Hafens aus - wir natürlich auch.
Es regnete noch immer und der Regen wurde heftiger, als wir den Hafen erreichten. Hier lagen sie nun, die vielen Segelschiffe. 4-Master, 3-Master und 2-Master. Sie alle hatten an dem großen Cutty Shark Rennen teilgenommen, das in Dublin zuende gegangen war. Halb Irland war deshalb an diesem Wochenende auf den Beinen, um sich die Attraktion anzusehen. Es war immerhin das erste Mal, daß man soviele Tall Ships in Dublin besichtigen konnte.
Mittlerweile schüttete es wie aus Kübeln, so daß wir uns erst einmal unterstellen mußten.

„Unser Schiff“ legt ab zu einem Tagestörn ab.
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- die Kruzensthern wird von zwei Schleppern aus dem Hafen gezogen -
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- das argentinische Marine-Segelschiff „Libertad“ -
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Aber dann hörte der Regen plötzlich auf, die Wolkendecke zeigte Lücken und die Sonne kam zum Vorschein. Das ideale Wetter, um sich auch die Stadt einmal genauer anzusehen.
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- das Parlamentsgebäude -
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- ein kleiner Markt -
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Damit unsere Füße nicht gleich überstrapaziert wurden, suchten wir zwischendurch einen Pub auf, tranken etwas, ruhten uns aus und gingen anschließend weiter.
Gegen Abend meldete sich der leere Magen. Wir entschlossen uns daher, hier in der Stadt noch zu essen und später mit der S-Bahn zum Hotel zurückzufah-ren. Da wir im Ausland stets die einheimische Küche probieren, gab es heute Irish Stew und dazu natürlich Guiness.
Die Preise hier in Dublin für Essen und Getränke sind bedeutend höher als bei uns in Deutschland und wir wunderten uns eigentlich über die vollen Pubs und die vielen jungen Leute, die sich das leisten können.
Es war bereits dunkel, als wir mit der S-Bahn Dun Laoghaire erreichten. Nach einem letzten Guiness in einem Pub hier fielen wir anschließend müde ins Bett.
Montag, den 24. August 1998
Erst als Ralf mir morgens nach dem Aufwachen gratulierte, fiel mir ein, daß ich heute Geburstag habe.
Da wir erst gegen Mittag das Hotel verlassen mußten und nachmittags auf der Kruzenshtern einschiffen konnten, blieb noch viel Zeit, um uns Dun Laoghaire näher anzusehen. Es war sonnig, aber der Wind ganz schön frisch, als wir uns den kleinen Yachthafen in diesem Nobelvorort ansahen.
- Tauben scheint es überall auf der Welt zu geben -

Schützend von einer Kaimauer umb
geben: der kleine Yachthafen
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- Blick auf Dun Laoghaire von der Kaimauer aus -
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- Die „Q 2“ (Queen Elizabeth II), ein richtiger Luxusliner, lag hier vor Anker -
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Kurz vor 12 Uhr holten wir unser Gepäck und fuhren ein letztes Mal mit der DART-S-Bahn zum Hafen. Auch heute waren wieder Menschenmassen unterwegs, um sich die Segelschiffe anzusehen.
Endlich war es soweit, dass wir an Bord der Kruzenshtern gehen konnten.
Dort erhielten wir unsere Kabine zugewiesen. Dabei hatten wir großes Glück. Da die beiden 16-Kojen-Kabinen mit Trainees voll belegt waren, gab man uns - gegen Aufpreis natürlich - eine Kabine mit 2 Kojen und einem Waschbecken.
Technische Daten:
Frachtensegler - Segelschulschiff
Bauwerft: "Tecklenborg", Wesermünde dem heutigen Bremerhaven
Baunummer 408
Baujahr: 1926
Länge ü.a.:114,50 m / Breite:14,02 m
Tiefgang:6,70 m
Vermessung 3.141 BRT
Wasserverdrangung: 6.400t
Masthöhe: 56m über Deck
Schiffsrumpf: Stahl genietet
Geschwindigkeit unter Segeln 17,4 Knoten
Stanmbesatzung:70
Kadetten:110
Mitnahme von ca. 40 Trainees
Rufzeichen: UCVK
IMO-Nr.: 6822979
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Viermastbark STS "Kruzenshtern"

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Chronik:
Gebaut für L. Laeisz in Hamburg
als Flying-P-Liner unter dem Namen
"Padua"
Einsatz in der Salpeterfahrt nach Südamerika
und Weizenfahrt nach Australien.
1946 nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung an die damalige UdSSR
Sie ist bis heute als letzter der legendären Flying P-Liner
als Schulschiff des russischen Ministeriums für Fischwirtschaft
mit Heimathafen Kaliningrad (ehemaliges Königsberg) als "Kruzenshtern" im Einsatz.
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Segelfläche:3.553 m²
Zahl der Segel:31
was einer Leistung von etwa 7500 PS entspricht
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Antriebstechnik:

Klüver:
1 Außenklüver
2 Klüver
3 Innenklüver
4 Vorstengestagsegel
Rahsegel am Vormast (Fockmast):
5 Fock
6 Vor-Untermarssegel
7 Vor-Obermarssegel
8 Vor-Unterbramsegel
9 Vor- Oberbramsegel
10 Vor- Royal
Schratsegel vom Vormast zum Großmast, an Stagen befestigt:
11 Groß-Stengestagsegel
12 Groß-Bramstagsegel
13 Groß-Royalstagsegel
Rahsegel am Großmast:
14 Großsegel
15 Groß-Untermarssegel
16 Groß-Obermarssegel
17 Groß-Unterbramsegel
18 Groß- Oberbramsegel
19 Groß- Royal
Schratsegel vom Großmast zum Kreuzmast, an Stagen befestigt:
20 Kreuz-Stengestagsegel
21 Kreuz-Bramstagsegel
22 Kreuz-Royalstagsegel
Rahsegel am Kreuzmast
23 Bagien
24 Kreuz-Untermarssegel
25 Kreuz-Obermarssegel
26 Kreuz-Unterbramsegel
27 Kreuz- Oberbramsegel
28 Kreuz- Royal
Schratsegel vom Kreuzmast zum Besanmast, an Stagen befestigt.
29 Besan-Stagsegel
30 Besan-Stengestagsegel
31 Besan-Bramstagsegel
Schratsegel am Besanmast:
32 Unterbesan
33 Oberbesan
34 Besantoppsegel
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Hilfsmaschinen

2 SK - Dieselmotoren
Leistung: 2 x 1,000 PS
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- unsere Kabine des 3. Ing. -
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Nur ganz nebenbei sei bemerkt, daß diese Kabine sich in einem erbärmlichen Zustand befand, aber schließlich befanden wir uns nicht in einem Luxushotel, sondern auf einem alten, in russischem Besitz befindlichen Segelschiff.
Danach bummelten wir noch etwas durch die Stadt.
- Dieses ausdrucksstarke Denkmal am Hafen zeigt die große Armut und die Hungersnot, die vor Beginn der Auswanderung in die heutige USA in Irland herrschte -
Bei diesem schönen Wetter mußte ich einfach die vielen Schiffe noch einmal fotografieren.
Der mexikanische
Marine-Großsegler
„Guautemoc“
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Beim Abendessen um 19.30 Uhr begaben wir uns wieder auf das Schiff. Die Tainee-Messe war voll belegt. Es gab eine dünne Suppe, einen kleinen Teller Reis mit fünf kleinen Stückchen Schweinefleisch und zum Nachtisch Tee (alles sehr kalorienarm und figurfreundlich).
Danach begaben wir uns wieder an Deck. Wir sahen vom Schiff aus dem bunten Treiben zu und als Höhepunkt des Abends gab es schließlich noch ein großes Feuerwerk. Den Abschluß bildeten schließlich die Segelschiffe, die sich durch das abwechselnde Ertönen ihrer Nebelhörner von den vielen Menschen, die erst jetzt nach und nach den Heimweg antraten, verabschiedeten.
Auch wir gingen nun in unsere Kabine und trotz der nicht sehr bequemen Kojen schliefen wir diese Nacht hervorragend.
Dienstag, den 25. August 1998
Um 6.30 Uhr wurden wir - wie auch die Schiffsbesatzung - durch einen Offizier geweckt, dessen Stimme durch den Lautsprecher in unserer Kabine zu hören war.
Nach dem Frühstück in der Messe - Brot, Margarine und eine kleine schrumpellige Wurst, die fast nur aus Fett bestand, sowie Tee - begaben wir uns alle an Deck, denn heute sollten alle Schiffe in einer Segelparade den Hafen verlassen.
Wir staunten nicht schlecht über die Menschenmassen, die sichauch heute wieder hier versammelten, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Der Himmel war heute mal wieder wolkenverhangen, aber wenigstens regnete es nicht.
- Auch auf unserem Schiff hatten sich die Matrosen und Kadetten für den heutigen Tag besonders „feingemacht“ -
Um 12 Uhr ging es zum Mittagessen unter Deck. Es gab mal wieder eine dünne Suppe, einen kleinen Teller mit Nudeln und fünf Stückchen Schweinefleisch (wie am Vortrag) sowie zum Nachtisch Tee.
Wir beeilten uns, wieder nach oben zu kommen, denn die Segelparade sollte nun endlich losgehen. Dieses Schauspiel wollte sich natürlich niemand entgehenlassen.
Als erstes wurde die „Sedov“, das größte Segelschiff der Welt, mit zwei Schleppern in Fahrtrichtung gezogen. Unter dem Beifall der Zuschauer und den dumpfen Tönen des Nebelhorns fuhr das Schiff langsam aus dem Hafen heraus.
Danach folgten zwei kleiner Segelschiffe und nun kam der vor uns liegende Argentinier „Libertad“ an die Reihe. Die Marinekadetten begaben sich in die Rahen, stellten sich dort in „Reih und Glied“ auf und nachdem die Schlepper das Schiff in Fahrtrichtung gezogen hatten, verabschiedete sich der Segler unter großem Beifall der Zuschauer nicht nur mit dem Ertönen des Nebelhorns, .......

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sondern auch noch
mit einem „Schuß“
aus dem Bug.
Es war auch für
uns ein tolles
Schauspiel.
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Nachdem wiederum zwei kleinere Segler den Hafen verlassen hatten, kam unser Schiff an die Reihe. Nachdem auch wir von den Schleppern in Fahrt-richtung gezogen worden waren,.....
....ging es ebenfalls unter dem Beifall und Winken der Zuschauer sowie einem Abschiedsgruß mit dem Nebelhorn langsam aus dem Hafen.
Wir fuhren vorbei an der „Alexander von Humboldt“, dem Becks-Schiff mit den grünen Segeln, das hier natürlich auch nicht fehlen durfte.
Wir mußten eine
hochgezogene Brücke
passieren ......
...und fuhren langsam
auf die offene See
zu.
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Hier staunten wir nicht schlecht und hatten das Gefühl, alles was in Irland Boote oder Yachten hatte, befand sich auf dem Wasser.
Sie umkreisten uns oder fuhren neben uns her.

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Währenddessen waren die Kadetten an Bord damit beschäftigt, die ersten Segel zu setzen..
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Aber nicht nur im Wasser wurden wir verfolgt und umkreist, sondern auch in der Luft. Hubschrauber mit Fotografen zogen ebenfalls ihre Kreise.
Allmählich entfernten wir uns immer weiter vom Festland.
Im Hintergrund die Alexander von Humboldt, die irgendwann nach uns den Hafen verlassen hatte.