Vorwort
Vielleicht geht es Ihnen als Leser genau so wie mir: Wenn ich einen Großsegler sehe weckt das bei mir ein Gefühl von Freiheit und Fernweh aus. Und das auch, obwohl ich kein Nautiker sondern Techniker bin. Noch heute begeistern mich diese majestätischen Schiffe der Meere.
Für die Hightech-Rennmaschinen des America's Cup etc. kann ich mich nicht begeistern. Hierbei handelt es sich um reine Computer-Monster. Was man früher schiffbaulich und seemännisch geleistet hat, ist noch heute bewundernswert.
Ich habe mehrere Törns auf verschiedenen Großseglern gemacht. Leider konnte ich nie auf der "Alexander von Humboldt" als Trainee mitsegeln, da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht in die Takelage klettern durfte. Auf den russischen Großseglern lag die Entscheidung bei den Trainees, was sie sich zutrauten, da die Schiffe über eine ausreichende Stammbesatzung verfügten.
Da die "ALEX" - wie sie liebevoll genannt wird - nach über 100 Jahren im Einsatz - ihren Ruheplatz in Bremen gefunden hat, möchte ich ihr diese Seite widmen, denn die grünen Segel und die Beck's-Bier-Werbung mit dem Song "Sail away" machten sie weltberühmt.
Technische Daten:
Dreimastbark
Bauwerft: AG "Weser", Bremen
Baujahr: 1906
Baunummer: 155
Schiffsrumpf: Stahl genietet

Länge über alles: 62,55 m
Länge (Rumpf): 53.00 m
Breite: 8,02 m
Tiefgang: 4,88 m
Verdrängung: 829 t
Vermessung: 394 BRZ / 118 NRZ
Geschwindigkeit unter Segeln: 10 kn (19 km/h)
Stammbesatzung: 23
Trainees: 36
Heimathafen: Bremerhaven
Schiffsklassifikation: GL
Rufzeichen: DHVH2 (DFAW)
STA-Segelzeichen: TSG404
IMO-Nr. 8626886
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Dreimastbark STS "Alexander von Humboldt"

mit freundlicher Genehmigung von: Alexander von Humboldt - Das Schiff
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Chronik:
gebaut als Feuerschiff mit Hilfsbesegelung als:
"Reserve Sonderburg"
ab 1920 verschiedene Namen
für Einsatz in Ost- und Nordsee
1950 Austausch der Dampfmaschine (175 PS) gegen Dieselmotor (300 PS)
4. Januar 1957 Kollision mit finnischem Motorschiff "Satu"
1970 Einbau eines neuen Dieselmotors mit 510 PS
17. September 1986 Kollision mit liberianischem Motorschiff "Ocean Wind"
23. September 1986 Außerdienststellung
verkauft an: Deutsche Stiftung Sail Training, Bremerhaven
1986 - 1988 Umbau zum Großsegler
20. Mai 1988 die Taufe auf den Namen "Alexander von Humboldt"
und bis 9. Oktober 2011 für DSST im Einsatz
Von Dezember 2011 bis Juli 2014 verschiedene neue Eigner und Einsatzgebiete
2014 neuer Eigner Heiko Rataj
2014/15 Umbau zum Veranstaltungs- und Hotelschiff mit Gastronomie. Das Schiff liegt seit 18. April 2015 in Bremen in der Überseestadt
ab 2016 neuer Liegeplatz an der Weserpromenade "Schlachte" gegenüber der Beck's Brauerei.
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Segelfläche: 1035 m²
was einer Leistung von etwa 2000 PS entspricht
Anzahl Segel: 25
Höhe Fockmast: 31 Meter
Höhe Großmast: 33,9 Meter
Höhe Besanmast: 28,1 Meter
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Die Bark ist ein Segelschiffstyp mit mindestens drei Masten, der an den vorderen Masten Rahsegel trägt, am letzten Mast dagegen nur Besansegel sowie Schratsegel vor den beiden letzten Masten.

Quelle: Deutsche Stiftung Sail Training, Bremerhaven
Klüver:
1 Vorstengestagsegel - 2 Innenklüver - 3 Außenklüver - 4 Flieger - 25 Royalflieger
Fockmast:
11 Focksegel - 12 Voruntermarssegel - 13 Vorobermarssegel - 14 Vorbramsegel 15 Vorroyalsegel
Großmast:
16 Großsegel - 17 Großuntermarssegel - 18 Großobermarssegel 19 Großbramsegel - 20 Großroyalsegel - 21 Großskysegel
Besanmast:
22 Untergaffelsegel - 23 Obergaffelsegel - 24 Toppsegel
Stagsegel (Schratsegel) vor dem Großmast:
5 Großstengestagsegel - 6 Großbramstagsegel 7 Großroyalstagsegel
Stagsegel (Schratsegel) vor dem Besanmast
8 Besanstagsegel - 9 Besanstengestagsegel - 10 Besanbramstagsegel
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Hilfsmaschine, ab 2001
1 MAN-Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotor
Maschinenleistung 615 PS (452 kW)
Höchstgeschwindigkeit 7 kn (13 km/h)
1 Propeller
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Bei der "Alex" muss ich erneut mit einer Superlative beginnen. Das Schiff wurde 1906 zur Zeit von Kaiser Wilhelm II in Bremen bei der AG "Weser" als Feuerschiff "Reserve.Sonderburg" gebaut.
Das heutige Sonderburg liegt in Dänemark, gehörte damals aber noch zum Deutschen Reich. Das Feuerschiff überlebte die Kaiserzeit, Weimarer Republik, das 3. Reich, den 1. und 2. Weltkrieg, sowie mehrere Kollisionen mit anderen Schiffen.

Quellen: Wasser- und Schiffahrtsdirektion Kiel, Wasser- und Schiffahrtsamt Lübeck
Am 04.01.1957 gegen 8.30 Uhr Kollision im dichten Nebel (Sicht ca. 200 m) mit dem finnischen Motorschiff "Satu" (2359 BRT). FS "Kiel" wurde an der Steuerbordseite stark beschädigt und schlug leck.
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Es diente bis 1986 als Feuerschiff auf unterschiedlichen Positionen in der Ost- und Nordsee.

Mit freundlicher Genehmigung von Björn Moritz
Einsatz als Feuerschiff Kiel
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Am 17. September 1986 kollidierte es auf „Weser“-Station mit dem liberianischem Motorschiff "Ocean Wind" und wurde daraufhin wegen starker Schäden am 23. September 1986 Außerdienst gestellt.
Leuchttürme sowie UFS (Unbemannte Feuerschiffe) machten es 1986 arbeitslos. Daraufhin wurde es vom Staat in privaten Besitz verkauft. Von 1986 bis 1988 wurde es für die Deutsche Stiftung Sail Training, Bremerhaven zum Großsegler umgebaut. Die Voraussetzungen dafür konnten nicht besser sein, denn das Schiff wurde damals unter anderem auch als Hilssegler nach dem damals weltweit renomierten Konstrukteur der Tecklenborg-Werft, Georg Wilhelm Claussen, dem sogenannten „Claussen-Rumpf“, konzipiert. Allerdings konnten nur der vordere und hintere Mast mit Segeln bestückt werden denn der mittlere Mast war mit dem Leuchtfeuer ausgerüstet. Die Segel befanden sich stets an Bord. Die Laterne wurde beim Umbau zur Bark demontiert - sie steht heute in Kiel im Schifffahrtsmuseum - und von einem Großmast mit Rahen ersetzt.
Eine der weitesten Reisen führte die "Alexander von Humboldt" von Oktober/November 2003 bis Mai 2004 auf die Spuren von Humboldt zum Gedenken an dessen Südamerika-Expedition vor 200 Jahren von 1799 bis 1804 nach Südamerika und in die Karibik.
Zur Feier der Indienststellung des Schiffes vor 100 Jahren startete die "Alexander von Humboldt" im Herbst 2005 erneut zu einer Reise nach Südamerika. Die einzelnen Stationen der Jubiläumsreise waren:
Bremerhaven, Saint Malo*, Lissabon, Kanarische Inseln, Kapverdische Inseln, Rio de Janeiro, Buenos Aires, Ushuaia (Feuerland), Kap Hoorn, Valparaíso, Callao, Balboa (Panamakanal), Havanna, Bermudas, Azoren, Saint Malo und wieder Bremerhaven.
*Warum 2 mal Saint Malo? In dieser Stadt der Bretagne wurde 19937 von französischen Kapitänen die „Bruderschaft der Kapitäne auf großer Fahrt, Kaphoorniers“ gegründet. Bis 2003 gab es diese weltweite Vereinigung von Kaphoorniers, die Internationale Bruderschaft der Kapitäne auf großer Fahrt, (kurz
A.I.C.H. von frz. Amicale Internationale des Capitaines au Long Cours, Cap Horniers).

AICH-Logo der Internationalen Bruderschaft. Kopf eines Albatros mit einem viereckigen Metallköder im Schnabel.
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Die Vereinigung wurde 2003 wieder aufgelöst, weil die Kaphoorniers so gut wie ausgestorben sind. Eine Nachfolge-Organisation besteht heute in Valparaiso/Chile unter dem Namen
La Cofradia de los Capitanes del Cabo de Hornos „CAP HORNIERS“
weil auf dessen Staatsgebiet Kap Hoorn liegt. Auch ich gehöre dieser Bruderschaft aufgrund meiner Kap Hoorn Umsegelung mit der Viermastbark STS "SEDOV" an. Mit einem Klick auf die "Sedov"
gelangt man zum Reisebericht um das legendäre Kap Hoorn.

Im Rahmen dieser Jubiläumsreise passierte das Schiff am 13. Januar 2006 um 7:03 Uhr Ortszeit unter Führung von Kapitän Klaus Ricke Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas. Die "Alexander von Humboldt" war damit der erste Großsegler (und bis Januar 2011, als die Gorch Fock das Kap umfuhr, der einzige) unter deutscher Flagge, der seit 1949 Kap Hoorn umrundet hat. Sie passierte unter Segeln das Kap in Ost-West-Richtung, trotz Windstärke 10 Beaufort, in Böen 11 Beaufort, aus West. Am 14. Januar 2006 landete die Besatzung auf der Insel Hoorn, trug sich in das Besucherbuch der Wetterstation der chilenischen Marine ein und besuchte das Kap-Hoorn-Denkmal für die in diesem Seegebiet ums Leben gekommenen Seeleute. Der am 17. Januar 2006 ausgetauschten Besatzung gelang zwei Tage später unter Kapitän Ulrich Lamprecht erneut die Anlandung auf dem berühmten Felsen.
Impressionen einer Reise von Lissabon nach Malaga vom 21. bis 27. Oktober 1999 unter Kapitän Uli Lamprecht

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Klar Schiff zum Auslaufen

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Beginn der Reise

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Arbeiten in der Takelage

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Teamwork beim Segel setzen

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Die ersten Segel sind gesetzt

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Unterricht in Segelkunde

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Einsatz als Feuerschiff Kiel

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Einsatz als Feuerschiff Kiel

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Einsatz als Feuerschiff Kiel

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Einsatz als Feuerschiff Kiel

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
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mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Ein Klönschnack an Deck muss auch mal sein

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Maschine "Stop" - ab jetzt wird nur noch die Windkraft genutzt

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Gemeinsames Essen in der Messe

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Die ersten Segel sind gesetzt

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Teamwork beim Segel setzen

mit freundlicheralex_am_wind12 Genehmigung von: KD Nüsken
Unterricht in Segelkunde

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Im ruhigen Fahrwasser Richtung Hafen

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Einsatz als Feuerschiff Kiel

mit freundlicher Genehmigung von: KD Nüsken
Der Alex-Törn von Lissabon nach Malaga führte direkt vor unserer Haustür in Casares vorbei
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Wer einmal das Glück gehabt hat, die vom Wind geblähten grünen Segel der Bark am Horizont zu erblicken, konnte sich auf einen wahrhaft majestätischen Anblick gefasst machen. Nicht umsonst verkörperte die Alexander von Humboldt wie kaum ein anderes Schiff das Gefühl von Freiheit und Abenteuer.
Lust auf "mehr" und "Meer" bekommen? In der Überseestadt von Bremen kann man das Feeling auf der "Alexander von Humboldt" hautnah erleben. Egal ob es sich um eine Schiffsführung, Seemannsessen oder Übernachtung handelt. Hier geht es mit einem Klick direkt zur Alex.
Quellen von Hintergrundinformationen:
seemotive
feuerschiffseite
uni-potsdam
locbook
segeln-wissen
Wikipedia
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letztes update:27. August 2015
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